Stammbaum
Die Mutter hatte ungezähmtes Blut,
Im fremden Arm gebar sich neu die Glut.
Dann lief sie fort, um ihr verruchtes Leben
Dem nächsten Dritten lachend hinzugeben.
Die Tochter gleicht der Mutter akkurat;
Die Augen rollt sie wie ein Wagenrad;
Indes die Händchen meine Hände drücken,
Umwirbt sie schon den Nachbarn mit den Blicken.
Ihr Kind ist wieder wie die Großmama,
Im Lachen kommt es mehr der Mutter nah.
Mir thut es weh, wenn ich dies Lachen höre:
Ich fühl' die Evaseele der Hetäre.
Aus: Ludwig Jacobowski, Leuchtende Tage, Neue Gedichte, J.C.C. Bruns Verlag, Minden in Westf., 2. Aufl. 1901, S. 73.
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