Hört einmal in Süd und Norden,
Teure Feinde, weit und breit!
Hört! Ich bin ein Mann geworden,
Denn ich trug die schweren Orden:
Kerker, Undank, Hass und Neid.
Weil ich alles stolz ertragen,
Wollt ihr mir nun Böses tun,
Eure Natternblicke sagen:
Hund, wir möchten dich erschlagen,
Denn du bist ein Volkstribun.
Futterkörbe, Futtertröge
Half ich bau’n für Euren Bauch.
Und nun bin ich Euch im Wege,
Und ich steh auch im Gehege
Wie ein alter Dornenstrauch.
Wenn ich sage: Ihr seid Nieten,
Bäumt sich Euer dummer Stolz,
Brüderlein! Ihr mögt Euch hüten,
Denn der Strauch treibt neue Blüten
Und er ist aus zähem Holz —
Eure neidgeschwoll’ne Leber
Malt Euch Flecken ins Gesicht.
Jeder sieht es, Ihr seid Streber,
Ich blieb stets ein armer Weber,
Eure Habsucht hab ich nicht.
Euch beleidigt (ganz natürlich)
Stets mein grader, off’ner Sinn,
Weil ich nicht so fein und zierlich,
Nicht so krämerhaft manierlich,
Geistig aufgeblasen bin.
»Sei verflucht, du alter Säufer«
Ruft Ihr schon so manches Jahr.
Ihr seid Mit- und Überläufer,
Schund- und Plagiatverkäufer
Ich blieb stets ein Proletar.
Ihr von Eurem Phrasenturme
Habt gelästert und geflucht.
Jedem nied’ren Menschenwurme,
Der, gepeitscht vom Schicksalssturme,
In der Kneipe Rettung sucht.
Denn in Kneipen sitzt Gelichter
Alt und jung und Mann und Weib,
Diebe, Dirnen, Denker, Dichter,
Alle trinken wie die Trichter
Und verehren Vater Kneipp.
Und ich habe oft getrunken
Mit so manchem armen Wicht.
Ja, ich bin so tief gesunken.
Doch die größten Haupthalunken
Fand ich in den Kneipen nicht.
Aus so mancher rauen Kehle
Drang in mich der Schrei der Not,
Manche treue, gute Seele
Geht zugrunde, denn Kamele
Treten Perlen in den Kot.
Der Parteien wüstes Tummeln
Und die viele Schwärmerei
Lässt so manchen Geist verbummeln.
Und nur ganz bequeme Hummeln
Werden fett und feig dabei.
Wer fürs arme Volk gesprochen
Tag und Nacht, sein Leben lang,
Bis die Nerven zittern, pochen,
Hämmern an den Schädelknochen,
Der ist sicher matt und krank.
Ich war oft so lebensmüde,
Angstschweiß rann mir von der
Aber nirgends gab es Friede
Und so wie in einer Schmiede
Hämmerte es im Gehirn.
Euch war ‘s ein gefundenes Fressen,
Wenn mein Geist was Gutes fand,
Was ich tat, habt Ihr vergessen,
Denn es fehlte Euch zum Messen
Stets der Maßstab - der Verstand.
Ihr mit Euren Führerrechten
Rutscht ins Parlament hinein
Bettler mögen weiter fechten,
Ich will rote Ruten flechten
Und statt Führer Treiber sein.
Und so lange setzt es Hiebe,
Bis ein neuer, freier Geist,
Bis im nied’ren Volksgetriebe
Brudersinn und Wahrheitsliebe
Wie das Blut im Herzen kreist.
Lyrik Liebeslyrik Dichtung Gedichte Poesie
Erstellt von ngiyaw eBooks
sorgfältig transkribierte eTexte, eBooks als PDF, ePub, mobi, azw3 (Kindle) und Digitalisate
Freitag, 16. Oktober 2009
Schiller Seff - »An meine persönlichen Feinde«
Wilhelm v. Chézy - Die Liebe als Schiffer - Maskenball und Liebe
Die Liebe als Schiffer Maskenball und Liebe von Wilhelm v. Chézy (von Hans-Jürgen Horn transkribiert) Aurora. München, Dienstags Nr. 7. den ...
-
Ja, die Grossstadt macht klein . . . O, lasst euch rühren, ihr Tausende . . . ...
-
Die Liebe als Schiffer Maskenball und Liebe von Wilhelm v. Chézy (von Hans-Jürgen Horn transkribiert) Aurora. München, Dienstags Nr. 7. den ...
-
Wilhelm von Chézy - Das Räthsel der schönen Unbekannten. Ein holdes Räthsel soll ich lösen, Und schon ist mir die Deutung klar, Ich weiß...