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Mittwoch, 14. April 2010

Sophie Schwarz – Der Abendstern


Der Abendstern.

Sey mir willkommen, stille Feyer!
     Willkommen Mond! Gedankenfreund!
Du Nacht! deckst tröstend deinen Schleyer
     Auf jedes Auge, das noch weint.
Das meine wacht – denn jede Zähre
     Versiegte längst – und hoch entzückt,
Irrt es durch Millionen Heere
     Des Himmels, die es kaum erblickt.

Vielleicht daß dort in jenem Sterne,
     Der glänzender vom Himmel blinkt,
Und den auch ich einst kennen lerne,
     Theonens Seele Wahrheit trinkt.
Schon wölbt zum kleinen Blumenhügel
     Sich meiner Jugendfreundinn Grab;
Vergangenheit! dein rascher Flügel
     Trug sie zu schnell vor mir hinab.

Schön wie die junge Frühlingsblume
     Stand sie voll regen Lebens da;
Hoch schlug ihr Herz dem wahren Ruhme
     Der edlen That, die Gott nur sah.
So flieht des Morgentraums Entzücken,
     So floh dein schönes Leben auf.
O Phantasie, du kannst beglücken;
     Komm, zaubre mich zu ihr hinauf! –

Wir sehn uns – staunen – weinen – danken,
     Theona! wie? war dieß der Tod?
Ein neues Leben ohne Schranken
     Fühl' ich in mir – das war kein Tod.
Nach kurzen Träumen so erwachen!
     Wie schön, o Menschheit, ist dein Loos!
Und der, der so kann glücklich machen,
     Theona! wie unendlich groß!

Wie groß, der Millionen Leben
     Auf seiner Allmacht starken Ruf,
Das Daseyn hohes Glück gegeben;
     Den Engel und das Würmchen schuf!
O Stern, nicht erst auf deinen Höhen
     Thut sich der Gottheit Tempel auf,
Ich kann sein Heilgthum hier sehen,
     Drum, Erde, nimm mich wieder auf. –

Sophie Schwarz (1754 – 1789)

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