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Samstag, 1. Mai 2010

Andreas Ascharin – Die Amazone

Die Amazone


Wie sprengst du auf stolzem Roß
Dahin in wildem Jagen!
Weit hinten blieb der ganze Troß
Der Reiter und der Wagen;
Vom Stahlgebiß des Rappen fliegt
Der Schaum in weißen Flocken,
Und um dein glühend Angesicht
Wehn feucht die blonden Locken.


Wem, schöne Amazone gilt
Dein tollkühn Jagen heute?
Welch flüchtig-scheues Edelwild
Erkorst du dir zur Beute?
Willst du an stürmisch wilder Birsch
Dein stolzes Auge letzen,
Den starken, königlichen Hirsch,
Das Reh zu Tode hetzen?


Doch nein, du bist ja selbst das Wild,
Verletzt vom scharfen Pfeile!
Vergebens fliehst du schreckerfüllt, –
So hemme deine Eile!
Scharf ist der Sporn und schnell das Roß,
Doch nicht dir zum Gewinne,
Denn schneller sendet sein Geschoß
Der kleine Gott der Minne.

aus: Das Baltische Dichterbuch, Eine Auswahl deutscher Dichtungen aus den Baltischen Provinzen Rußlands, Herausgegeben von Jeannot Emil Freiherrn von Grotthuß, Verlag von Franz Kluge, Reval, 21895, S. 183.


Andreas Alexander Ascharin (24. Juni 1843 (12. Juni 1843), Pernau – 24. Dezember 1896 (12. Dezember 1896), Riga)

Andreas Andrasin war ein deutscher Dichter, Übersetzer, Journalist, Pädagoge und Schachspieler.
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