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Willem van Aelst - Bloementui |
Ich hab’ dich oft und oft gesucht
In finstern Nächten, bittren Stunden,
Und hab’ geweint und hab’ geflucht,
Geweint — weil ich dich nicht gefunden
Und dann in frevlem Groll und Spott,
In Nacht und Not hinausgestoßen,
Die Faust zum Himmel auf, o Gott,
Hab’ ich geballt zum götterlosen.
Weh mir! Kein Gott, kein Dort? Und hier?
Verloren irr ich hin im Weltgewimmel,
Gib deinen Gott, o Himmel, mir,
O Gottheit, gib mir deinen Himmel!
Vergebner Ruf! Kein Schein des Lichts,
Den ich erseh’; nur Trümmer, Scherben,
Lichtloses Dunkel, leeres Nichts,
Ein ew’ger Schmerz, ein ew’ges Sterben.
Und manchmal nur, da wirft’s mich hin,
Als rüttle der Sturm mein Wesen,
Wie Donner tönts um mich: »Ich bin,
Bin noch, wenn du schon längst gewesen!«
Und dann verstummt ist Hohn und Spott,
Und auf mein Angesicht gefallen
Nur: »Gott!« das eine Wort nur: »Gott!«
Vermag ich staunend noch zu lallen.
aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen, Herausgegeben von Karl Schrattenthal, Verlag Greiner & Pfeiffer, Stuttgart, 1888, S. 23.