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| Harald Reiter (copyrighted) - http://www.art-reiter.de/ |
Gärtchen am Fenstersims
Großstadthäuser in Reih und Glied
nüchtern, ohne Unterschied,
gleiten vorüber,
Fensteraugen eng und schmal
immer gleiche, hundertmal
querüber.
nüchtern, ohne Unterschied,
gleiten vorüber,
Fensteraugen eng und schmal
immer gleiche, hundertmal
querüber.
Trostlos solche Häuserzeilen
gleich und gleich vorübereilen —
Menschenkäfige! muß ich denken
ah! und die Erde hat allen zu schenken!
gleich und gleich vorübereilen —
Menschenkäfige! muß ich denken
ah! und die Erde hat allen zu schenken!
Da — auf einem Fenstersims
lachend meines tiefen Grimms
blüht ein Gittergärtlein zierlich
rankt manierlich
sich hinauf und noch hinüber.
lachend meines tiefen Grimms
blüht ein Gittergärtlein zierlich
rankt manierlich
sich hinauf und noch hinüber.
Vorüber . . .
Doch das Grün und farbig Blühen
schien am Grau ein Wunden glühen,
schien ein schmerzgehegter Rest
an die Mauerwand gepreßt —
schien am Grau ein Wunden glühen,
schien ein schmerzgehegter Rest
an die Mauerwand gepreßt —
Menschensehnsucht
traumerwacht,
die an verlorne Gärten gedacht . . .traumerwacht,
aus: Louise Koch-Schicht, Der treue Buhle, Neue Gedichte, Hans Sachs-Verlag, München und Leipzig, 1913
