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Samstag, 19. März 2011

Aristide Bruant - Der Lumpenproletarier

Gustav Klimt -Tod und Leben

Der Lumpenproletarier


Brrr! Monatlang — man weiß nicht, ob man lebt . . .
Nur monatlang? ich weiß nicht, was ich sage:
Ich habe stets vor Schüttelfrost gebebt . . .
Kein Mantel und kein Futter — alte Klage!
's war' auch zu früh, würd' ich schon fett und rund,
Krank soll ich werden . . . da verreck' ich lieber . . .
Bei dieser Wärme frieren wie ein Hund ...
Ist das nun Hunger oder ist es Fieber?


Den Teufel! wohl ist mir gerade nicht.
Merkwürdig das! . . . was hast du, alter Knabe?
Mir ist zumut wie Einem, der sich bricht, . . .
Von allem, was ich nicht gegessen habe.
Ah! Wildpret! Ja, das nenn' ich fein und gut
Und warm und — ach, wenn ich doch Wildpret hätte!
Das schmeckte anders . . . Ist das Fieberglut?
Mich friert so . . . brrr! und diese Bank mein Bette!


Nur immer zu! Wie klappert mein Gebiß!
Ich weiß nicht, was mir fehlt . . . zum Teufelholen!
Ich höre schon aus Grabesfinsternis
Die Knochen schollern an die Sargesbohlen.
Ich bin ganz weg, geht mal dies Zittern los . . .
Ich bin kein Königssohn, kein Louisdorer,
Kann mich nicht pflegen ... ah ... wie zerrt mich's bloß!
Der Hunger ist ein ganz brutaler Bohrer.


Verflucht! Ich fühle, wie der Schweiß mir lauft.
Er gräbt sich Rinnen über meinen Rücken.
Die Gänsehaut! . . . So wird ein Held getauft . . .
Den Vorhang 'runter! Aus is! Zum Entzücken!
Gutnacht, Genossen! alter Alphons du,
's ist besser so . . . Das Ende muß ich loben;
Was war ich hier? Ein Lump mit offnem Schuh . . .
Ein Seraph einst werd' ich vielleicht da droben.


aus: Weltlyrik, Ein Lebenskreis, Nachdichtungen von Karl Henckell, Die Lese Verlag, München, 1910




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