An eine schöne Schlummernde.
Himmelspalmen Kühlung wehn;
Blümchen dir im Quell des Lebens sprießen,
Und dein Schutzgeist um dich stehn!
Milde Träume lieblich dich umschweben,
Ach! und deines Dichters fernes Bild
Dich in nie gewohnter Näh’ umschweben
In der Dämm’rung Nebel eingehüllt!
Daß verschleyernd seine tausend Mängel
Du, o Himmlische! so hold ihm lachst!
Und dadurch ihn seeliger als Engel,
Hochbeglükter ihn als Götter machst! –
Schlummre lange so! Doch eitles Hoffen! –
Ja, die hohe Wonne ist dahin!
O! schon sah ich deine Augen offen
Meinen Himmel! und die Täuschung flieh’n!
Nun erblikst du tausend, tausend Mängel,
Unwerth bin ich nun, daß du mir lachst,
Und dadurch mich seliger als Engel
Hochbeglückter mich als Götter machst! –
Aus: Neue Thalia, Zweyter Band, 1792–93, Herausgeben von Friedrich Schiller, G. J. Göschen'sche Verlagsbuchhandlung, 1792, S. 19f.
Übernommen von der deutschsprachigen wikisource