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Klatschmohn (Papaver rhoeas), aufgenommen am frühen Morgen auf einer Wiese am Ohleberg in Buseck (Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.5 US-amerikanisch (nicht portiert)) Die Aufnahme stammt von Michael H. Lemmer |
Abendsehnsucht.
Wenn der Abend sich senkt, flieh’ ich die laute Stadt,
Und durchwandere stumm feuchtes Gefild’ umher,
Voll die Seele von Sehnsucht
Und voll süßer Erinn’rung.
Safranfarbiger Schein rändert den Horizont
Und durchglüht das Gebüsch, welches den Hügel kränzt,
Wo die stöhnende Windmühl’
Ihren langsamen Flügel wälzt.
An die Schleusen gelehnt, schau ich den Weidengrund,
Frisch von perlendem Thau, und wie des duftenden
Reps gelbblühende Felder
Noch ein röthender Nachschein färbt.
Nur der Emmerling zirpt oben im Erlenstrauch;
Stille waltet umher auf dem umbüschten Dorf,
Das der krähende Haushahn
Und aufwallender Rauch verräth.
Frischer dünstet der Tau; tiefere Dämmerung
Spannt den trübenden Flor über die Fernung hin.
Wo die Formen vernachten,
Weilt hinstarrend der lange Blick.
Länder dehnen sich dort hinter der Fläche Rand:
Aber die trennende Nacht füllet den weiten Raum
Hin zu meinen Geliebten,
Und die Thräne der Sehnsucht rinnt.
Aus: Blumenlese aus den neuen Schweizerischen Dichtern, Herausgegeben von Heinrich Kurz, Verlag von Friedrich Schultheß, Zürich, 1860