Qual.
Von Kathedralenstufen fließt das Blut!
O dunkles Wort, wie grinst aus dir das Grauen!
Einst stiegen heilige Füße hier empor,
Gesalbte Gottes und geweihte Frauen;
Nun hält der Mord am Steinportale Macht! -
Wie wundergroß auch diese Zeiten sind,
Wie stolz wir stehn, sie fühlend zu erleben,
Das Auge wird von all dem Schrecknis blind.
Und unsre arme Seele ist voll Beben.
Gleich einem Alb erdrückt das Herz der Haß,
In unsern Nächten fühlen wir die Qual
Der Sterbenden, die fern im Felde liegen,
Allein und hilflos gehn den Todesweg:
Mit zu viel Schmerzen kaufen wir das Siegen!
Von Kathedralenstufen fließt das Blut!
Aus: Mein Kriegsbuch von M. Herbert (Therese Keiter), Verlag von J. P. Bachem, Köln, 1915