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Mittwoch, 25. Januar 2012

Georgine Wrba - Ein bischen Sonne

Georgine Wrba




Zu eng war mir das niedre Dach,
Zu klein die alte Waldeshütte
Zu einsam schien mir mein Gemach,
Ich fühlte es bei jedem Schritte.
Trübe ging ich ein und aus
Ein bischen Sonne aufzufangen —
Noch trüber kehrt ich stets nach Haus,
Im Schatten bin ich nur gegangen.
Die hohen Bäume ohne Zahl
Hielten fern der Sonne Gluten,
Sie zog vorüber jedesmal,
Mocht’ auch mein Sehnen überfluten.
Da schlich ich selbst nach Wärme aus,
Mein Leben heller zu gestalten,
Verließ ohn’ Gram das stille Haus,
Das mich solange festgehalten. —
Schnell stand ich in der großen Welt,
Die Sonne schien mir in den Rücken;
Ein buntes, wogendes, wirbelndes Feld
Weitete sich meinen Blicken.
Viel Geräusch und der Menschen viel,
Ein ständig wechselndes, schenkendes Leben.
Ich fand es so, wie mir’s gefiel
Und ging dahin, ihm froh ergeben. —
Doch fragt ihr heut nach meiner Lust,
So höret, daß sie längst gewichen.
Was ich errang, war nur Verlust,
Mit Tugend hab ich es beglichen,
Das war nicht Sonne, das war Höllenbrand,
Ich suchte Licht und fand ein wüstes Dunkel
Gehüllt in schimmerndes Gewand,
Umstrahlt von glänzendem Gefunkel.
Wenig Gutes hat die Welt
Dem Kind der Sehnsucht zu vergeben;
Wer ihrem Truge fern sich hält,
Braucht nicht in Reue zu erbeben.
Versteckt in Purpur wohnt die Schmach,
Aus eitlen Düften gähnt es: Sünde.
Das Laster setzt der Tugend nach,
Es streut sein Gift in süße Winde;
Lächelnd naht das Grauen sich,
Grinsend das Verderben winket,
Lockt und zieht dich fürchterlich
Bis dein Fuß darin versinket. —
Getaucht in dieses Elends Nacht
Seh’ ich in der Ferne leuchten
Jetzt oft der niedern Hütte Pracht,
Aus der mich Irrlichter verscheuchten.
Dem Schicksal hilflos hingestellt,
Lechzt jezt mein Geist nach reiner Wonne:
Ein bischen Sonne gib mir, Welt,
Schenk mir nur ein bischen Sonne.

Aus: Georgine Wrba, Wenn die Seele Worte findet, Vermischte Gedichte, Verlag Aurora, Dresden-Weinböhla, 1918

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