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Johanne Juliane Schubert |
Dort erst ist vollkommne Freundschaft.
Ach, es ist hienieden
Kein vollkommnes Glück!
Frohe Stunden trübet
Oft ein Augenblick.
Wahre Freundschaft schwindet
Immer mehr und mehr;
Edle Seelen sehnen
Sich umsonst nach ihr.
Stolz und Leichtsinn schleichen
Unvermerkt sich ein:
Dieser edlen Tugend
Freuden zu entweihn.
Neid und Mißgunst trennen
Oft das schönste Band,
Das die Freundschaft knüpfte
An der Tugend Hand.
Edler Wunsch nach Freundschaft!
Wenn wirst du erfüllt?
Und o stilles Sehnen!
Völlig mir gestillt?
Dort in jenem Lande
Der Vollkommenheit
Wirds einst besser werden,
Dort ist Seligkeit.
Dort, wo höh're Wesen
Sich der Freundschaft weihn
Werd auch ich einst ewig
Ihres Glücks mich freun.
Dort, wird nie ein Stöhrer
Sel'ger Freundschaft seyn!
Und zum Himmel gehet
Nicht der Leichtsinn ein.
Dort erst ist der Freundschaft
Wahres Vaterland,
Dort erst wird die Größe
Ihres Werths bekannt.
Sei getrost, o Seele!
Unter Spott und Neid:
Einst wirds besser werden
In der Ewigkeit!
aus: Gedichte der Webers-Frau Johanne Juliane Schubert geb. May, zu Würgsdorf bei Bolkenhain, Ernst Müller, Reichenbach, 1810 (Nachlese einiger Gedichte)