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Eugène Carrière - Sealmaiden |
An den
Schlaf.
Der du
mit deinem Mohne
Selbst
Gotteraugen zwingst,
Und
Bettler oft zum Throne
Zum
Mädgen Schäfer bringst,
Vernimm;
Kein Traumgespinste
Verlang’
ich heut von dir,
Den
grösten deiner Dienste
Geliebter,
leiste mir.
An
meines Mädgens Seite
Sizz’
ich, ihr Aug’ spricht Lust,
Und
unter neid’scher Seite
Steigt
fühlbar ihre Brust,
Oft
hatte meinen Küssen
Sie
Amor zugebracht,
Dieß
Glück muß ich vermissen,
Die
strenge Mutter wacht.
Am
Abend trifst du wieder
Mich
dort, o tritt herein,
Sprüh’
Mohn von dem Gefieder,
Da
schlaf die Mutter ein:
Bey
blassem Lichterscheinen,
Von
Lieb’ Annette warm,
Sink’,
wie Mama in deinen,
In
meinen gier’gen Arm.
Johann
Wolfgang von Goethe, An den Schlaf
aus: Annette,
Leipzig 1767