Dein Aug' ist Sommerabendschein
Voll Lust und Sehnsuchtsleide,
Dein Antlitz licht und blumenfein,
Dein Haar von gelber Seide —
Ich kam zu nah dem schönen Leib,
Dem lockenden und heissen,
Ich küsste, nannte dich mein Weib!
Statt klug mich loszureissen.
Ach, nimmer ja und nirgendwo
Auf weiter, grüner Erde
Am Hochzeitstische liebefroh
Mit dir ich sitzen werde!
Wenn einst ein sel'ges Paar entweicht
Zum Ruhgemach vom Reigen,
Dann geh' ich hinterdrein vielleicht,
Den Brautmarsch euch zu geigen.
Jetzt rinnt so schnell die kurze Nacht
Wie eine Zauberstunde,
Dein rother Mund, wie hell er lacht
Aus leichter Walzerrunde ...
Gott gnad' dem Fiedler, dessen Hand
Zu schwer zum Lustverbreiten,
Der jung und arm und glückverbannt
In diesen Freudezeiten!
Übersetzer: Ernst Brausewetter
Erik Axel Karlfeldt (geboren als Erik Axel Eriksson am 20. Juli 1864 in Karlbo bei Avesta, gestorben am 8. April 1931 in Stockholm) war ein schwedischer Lyriker und Literaturnobelpreisträger (1931).
Im Oktober 1931 wurde Karlfeld der Nobelpreis für Literatur verliehen. Er ist bis heute der einzige Literaturnobelpreisträger, der postum ausgezeichnet wurde.